Wie Liebe und Sex zusammenkommen

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Liebe und Sex werden im Allgemeinen eng miteinander verbunden. „Wenn Liebe dann Sex“ ist für viele das Motto, oder bei manchen Menschen auch: „wenn Sex dann Liebe“.

„Wenn Sex dann Liebe“ sagt: Guter erfüllender Sex gibt so ein schönes Gefühl der Verbundenheit, öffnet die seelische Ebene der Kommunikation. Und der Nachklang des schönen Erlebnisses bringt den Wunsch nach Mehr an die Oberfläche: mehr Nähe, mehr Wärme, Geborgenheit, Verschmelzung. Endlich eintauchen und sich selbst vergessen – möglichst lange und möglichst komplett…

Zum einen ist damit natürlich verbunden, dass in der Begegnung das Gefühl erstmal hinter dem Berg gehalten werden kann. Man muss sich nicht zeigen mit seinem Inneren bevor das im Außen Innerste nicht offen gelegt ist. Erst der Körper, dann die Seele. Dabei bleibt der zweite Schritt manchmal aus und es bleibt seelenlos. Das ist der ’negative Aspekt‘ an dieser Vorgehensweise. Der Positive ist, dass man sich direkt direkter begegnet, mehr Ansatzpunkt hat um echten Umgang miteinander zu entwickeln, und man nichts zurückhält, was sowieso schon da ist: sexuelle Anziehung und Interesse, wie es denn da weitergeht im Austausch, wenn die Worte enden.

„Wenn Liebe dann Sex“ sagt: erst wenn ich weiß, dass ich mich öffnen kann, macht es überhaupt Sinn (und Freude), den Körper mit ins Spiel zu bringen. Also erstmal die seelische Ebene wachsen lassen, die Verbindung zwischen dem Innersten der Beteiligten erblühen lassen. Schließlich kann ich Sex mit jedem haben. Mein Innerstes will ich schützen.

Dass ich Sex mit Jedem haben kann, stimmt sicherlich und das kann auch ohne tiefe Begegnung für eine Weile eine Beziehung bilden. Und ganz sicher entwickelt sich mit dem näheren Kennenlernen auch Nähe und dann ggf Erotik und dann ggf Sex – einfach aus dem Einlassen heraus. Dieser Weg läßt also nicht von vornherein auf Prüderie oder moalische Zwangsvorstellungen schließen.
Das schließt zwar einen Teil der Möglichkeiten im Kennenlernprozess ersteinmal aus, ermöglicht so aber evt ein weniger „getriebenes“ Miteinander Umgehen …oder das Miteinander Umgehen wird letztlich doch vom Drang nach Sex bestimmt und die Zurückhaltung ist nur Schein… oder Notwendigkeit, weil das Innerste viele Verletzungen erfahren hat, die – zu schnell aufgedeckt – schmerzen und im Strom der Liebe heilen wollen.

Was ist Liebe?

Liebe ist Verbundenheit und Schwingen auf seelischer Ebene, Austausch und Kommunikation in den feineren Räumen des Seins. Wenn die Seelen sich gemeinsam aufschwingen, im Tanz sich gegenseitig beflügeln und bestärken, sich gegenseitig unterstützen in ihrem Erleben und auf ihrem Weg.
Liebe ist Aufmerksamkeit einer besonderen Qualität, die etwas zutiefst Menschliches zum Schwingen bringt, die Lebensprozesse unterstützt und heilt.

Also laßt uns die Koppelung von Liebe und Sex doch nochmal betrachten, indem wir diemöglichen Kombinationen ansehen:

Sex ohne Liebe

Es ist klar, dass es Sex gibt, der ohne Liebe stattfindet. Sexualität kann auf der rein körperlichen Funktionsebene ablaufen, ganz unemotional: Druck ablassen oder mechanische Betätigung, Sex als Sport.
Das kann auch Spaß machen. Denn schon gemeinsam lachen eröffnet neue Räume, Verbundenheit und lädt Nähe ein, wieviel mehr dann erst Sex.

Manchmal bleibt aber auch ein schales Gefühl zurück. Eine frustrierende Leere, ein Nachhall von Verbindungslosigkeit.
Verbindung und Nähe entsteht dadurch, dass Du Dich zeigst, dass Du die Funktion aufgibst, das Funktionieren zugunsten deiner aktuell präsenten Gefühle hintanstellst. Da kommt dann also doch wieder die Seele mit rein. Und schon kann es schwierig werden… Sex ohne Liebe geht auf Dauer also nur, wenn die „Geschäftsbasis“ klar kommuniziert ist und beide sich ehrlich daran halten.

Liebe ohne Sex

Ses ist auch klar, dass es Liebe ohne Sex gibt – auch bei Erwachsenen. Die Verbundenheit, die du als unterstützend fühlst; die Verbindung, die dein Herz zum schwingen bringt und dein Leben wie auf einer Welle trägt und leichter macht: so zeigt sich Liebe; das kann in der platonischen Liebesbeziehung sein, in der Beziehung zu Ex-Partnern oder in Freundschaften. Das kann auch einfach Dein Lebensgefühl sein. Sich auf Liebe auszurichten ist eine Entscheidung, die mit Sex nichts zu tun hat.

Schon damit ist auch klar, dass der Satz „Wenn du mit jemand anderem Sex hast liebst du mich nicht“ nicht stimmen kann. Wenn er stimmen würde, wäre Liebe der Auslöser für Einschränkung, für Ausgrenzen von Anderen, von Lebensspaltung – das wäre dann „Sex oder Liebe“. Wenn Liebe das All-Umfassende ist, das alles integrieren kann, dann ist es der Liebe nicht möglich, diesen Gegensatz zu bilden…

Koppelung von Sex und Liebe

Gemeinhin ist Liebe und Sexualität eng miteinander gekoppelt. Auf der “praktischen” Ebene unterstützt Sex die Verbindung die die Liebe schafft und hilft dabei, diese Ebene initial zu schaffen. Das ist gut so, eine wunderbare Funktion von Sex. Es kann einige Zeit dauern, bis die Verbindung sich in ihrer Feinheit gebildet hat. Zeit in der Heilung alter Wunden geschieht, neues Vertrauen und damit weitere Öffnung stattfinden kann. Insofern ist es auch nicht so relevant, welcher der oben benannten Einstiegswege gewählt wurde. in beiden Fällen kann sich eine nahe Verbindung aufbauen und mit etwas Geduld die körperlich gespeicherte Erinnerung wegschmelzen.

Auf der Vorstellungsebene ist die Koppelung meist stärker: bei den meisten Menschen bestehen unbewußte Überzeugungen, wie zB die Erwartung „wenn du mich liebst, hast Du Sex mit mir“, bzw deren noch destruktivere Umkehrung „wenn du keinen Sex mit mir haben willst liebst du mich wohl nicht“. Das erzeugt Druck, und nimmt die Leichtigkeit, die wichtig ist sowohl für befriedigenden freudvollen Sex als auch um den Raum zu halten in dem eine seelische Verbindung, also Liebe sich entwickeln und entfalten kann.

Noch krasser wird die Koppelung erlebt, wenn dein Geliebter Sex mit anderen hat: „Wenn Du Sex mit anderen hast ist es deutlich dass es nicht sein kann, dass du mich liebst“. Die Koppelung zerstört nicht nur den Glauben an die Verbindung auf seelischer Ebene, sie macht auch die Freude an der Begegnung zunichte. Schuld und Drama treten in der Beziehung an die Stelle von Fröhlichkeit, Leichtigkeit, Lebendigkeit… Liebe wird unterdrückt.

Freie Begegnung von Sex und Liebe

Was passiert also, wenn wir diese Verbindung auflösen? Wenn wir den Gedanken zulassen, dass die Liebe frei existieren kann – und die Sexualität auch?

Im Ergebnis kann sich Beides freier entfalten.

Und: es gibt vorhersehbar Schwierigkeiten, wenn wir uns diesem Gedanken erstmals öffnen, weil sich damit und in der Folge eine Menge ändert in unserem Leben.

Kann ich wirklich zulassen, mich dem zu öffnen: auf die Verbindung vertrauen und trotzdem den anderen Glücklich leben lassen? Kann ich meine Verlassenheitsängste und Gefühle für mich wahrnehmen, meine Emotionen, die aus den schmerzhaften Erfahrungen meiner Kindheit befeuert werden, da sein lassen und mich der tragenden Kraft der Liebe öffnen?

 

Herz Liebe

Wenn Du es schaffst, auch in solchen Momenten, die Emotionen hochbringen, in den ruhigen Raum deiner Liebe, in Dein Herz zu kommen, stellt sich eine wunderbare Ruhe ein. Das für den Verstand in diesem Moment absurde „Alles ist gut“ und die Geborgenheit in Deiner eigenen Liebe sind wunderbare Orte zu sein. Von dort aus versiegen die Vorwürfe an den Partner, es wächst die Freude am Sein. Aus dem Raum Deiner Liebe heraus kannst Du Verbindung spüren und Verletzungen heilen: zuerstmal die Verbindung zu Dir, dann auch die Verbindung zum Anderen. Zuerstmal deine eigenen Verletzungen heilen, indem Du sie mit der Wärme deiner Liebe umgibst und annimmst. Und dann kannst du mit diesem Liebesstrom auch die Verletzungen des Anderen heilen, der sich dann gar nicht mehr so anders anfühlt 😉

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