Monogamie

Beziehungsformen die zweite…. Heute:

Monogamie

Monogamie ist die in unserer Gesellschaft häufigste Beziehungsform … jedenfalls wenn man den offiziellen Verlautbarungen trauen darf – und den Moralvorstellungen unserer Eltern 😉

Eine große deutsche Zeitung lieferte jedoch Fakten:
Tatsächlich ist Monogamie für so gut wie jede Tierart – auch für den Menschen – nicht natürlich. Das heißt nicht, dass sie nicht möglich oder keine gute Idee ist, aber sie erfordert es, gegen die Biologie anzugehen.” sagt der Biologe Barnash in einem Interview in der ZEIT . Seine Partnerin Judith Eve Lipton fährt fort: “Es gibt natürlich Ausnahmen, die sich trotz allem für die Monogamie entscheiden – so wie wir. Heute ist unser 34. Hochzeitstag! (Schaut stolz zu Barash, der lächelt zärtlich zurück.)

Tja, wer hätte das gedacht?
Da wissen die Beiden, dass selbst Schwäne, denen man es lange nachgesagt hat, doch nicht wirklich sexuell treu sind, und dann bekennen sie sich öffentlich dazu, sozusagen gegen die “Natur” zu leben. Immerhin schließt ihr Interview mit einem bemerkenswerten Statement über eheliche Treue:
Es funktioniert ein wenig wie nukleare Abschreckung: Ich bleibe treu, damit du nicht verrückt wirst; und du bleibst treu, damit ich nicht verrückt werde.

Warum also, wenn schon solche Vergleiche gezogen werden, wollen Menschen eine monogame Beziehung. Vielleicht erstmal ein Blick auf das Wort geworfen: ‘monogam’ bedeutet ‘ein ehe’ und “bezeichnet die lebenslange exklusive Fortpflanzungsgemeinschaft zwischen zwei Individuen einer Art.” (Wikipedia).

Um die Diskussion gleich mal etwas spannender zu machen sei bemerkt, dass unterschieden wird zwischen ‘sozialer Monogamie’ und ‘sexueller Monogamie’ – zumindest in der Biologie. In der Wikipedia heißt es weiter: “Bei sozialer Monogamie ziehen die Individuen als Paar die Jungtiere auf, können aber zusätzliche Sexualkontakte haben. Nur wenige Säugerarten leben zumindest in Phasen der Jungenaufzucht sozial monogam, aber mehr als 90 Prozent aller Vögel.”

Es ist also gar nicht so, dass die Vögel nicht mehr vögeln …wenn sie Junge haben. Sie sorgen sich aber um die gemeinsame Brut. Und diese gemeinsame Brutpflege wird ja auch als einer der Hauptmotivationsgründe für Monogamie beim Menschen genannt. Wenn ich so drüber nachdenke, dann deutet dieses Argument aber eigentlich eher auf ein Pflicht- und Besitzverhältnis hin… denn meiner Erfahrung nach lassen sich Kinder um so besser ‘aufziehen’, je mehr Menschen sich diese Aufgabe teilen.

{{Information |Description={{en|1=Maria de Medici's marriage by proxy with Henry IV of France, represented by Ferdinand I, Grand Duke of Tuscany.}}

Ehe durch einen Bevollmächtigten des Maria de Medici mit Heinrich IV. von Frankreich, vertreten durch Ferdinand I., Großherzog der Toskana. Anno 1600 Quelle: Wikimedia

In der Entwicklung der Menschheit – so wird angenommen – entwickelte sich Monogamie erstmit der Hinwendung zum Ackerbau zu einer wesentlichen Gemeinschaftsform – deutet das schon wieder auf einen Zusammenhang mit Besitz?
Zumindest auf patriarchale Strukturen scheint auch dieses hinzuweisen. Wurde im Matriarchat die Familienbesitztümer in der Linie der Frauen weitergegeben, war doch sehr klar, wer denn nun die Erbin ist. Mit der Weitergabe der Besitztümer an die Kinder eines bestimmten Vaters stellte sich da schon eher mal die Frage, wer denn nun der richtige gewesen ist – was in einer monogamen Beziehung eindeutig leichter zu bestimmen ist.

Was für Vorteile bietet Monogamie noch?
In einer Monogamen Beziehung weißt Du, wer Dich abends zuhause empfängt … wahrscheinlich nämlich der selbe Partner, den Du am Morgen gesehen hast. Das ist für die meisten Menschen ein Aspekt von Sicherheit, der ihnen sehr viel wert ist.  Ein Manifest der monogamen Beziehung ist die Ehe. Eine Hochzeit läßt sich der oder die Deutsche zwischen 5.000 und 30.000€ kosten…
die Scheidungsrate beträgt in Deutschland rund 45%; von 100 in diesem Jahr geschlossenen Ehen überleben also nur 55 das erste Jahr.

Da kann es also doch recht gut sein, dass Dich abends gar niemand mehr zuhause empfängt. Die Hälfte der Scheidungen werden von Frauen eingereicht, fast 20% von beiden Partnern. Insgesamt werfen diese Zahlen ein schlechtes Licht auf die monogame Ehe.
Und es sind ja auch gar nicht alle Ehen monogam. Viele Swinger sind verheiratet Paare, die bewußt und mit Wissen ihres Partners – und oft auch gemeinsam – mit anderen Menschen sexuell verkehren… also nicht mal die Ehe ist ein Hort der Monogamie, geschweige denn ein Garant dafür.

Ganz wichtig ist Monogamie auf alle Fälle für Katholiken: das Sakrament der Ehe ist ein wichtiger Baustein der Gemeinden: es ist Ziel, Fest und Gepflogenheit, wird ersehnt, verflucht und … umgangen. Natürlich nicht offiziell, aber in Wirklichkeit dürfte auch die allgemeine Lebenserfahrung vor den Haustüren katholischer Haushalte nicht halt machen. Kaum ein Mensch kennt nicht jemanden, der schonmal ‘fremdgegangen’ ist.

Wie es scheint, bin ich nicht so sehr ein Freund der Monogamie. Es muss aber auch Vorteile geben, die für diese Beziehungsform sprechen. Wenn Dir welche einfallen, dann freue ich mich über deinen Kommentar.

3 thoughts on “Monogamie

  1. blacksun

    ich kenn ein paar paare, die monogam und glücklich leben – das find ich durchaus sehr sehr schön – die haben aber schon in den 70er-jahren bewußt ihr sexualleben auch kultiviert – damit’s nicht langweilig wird – ganz schön fortschrittlich…

    und ansonsten denk ich, es ist eine von vielen anlagen… nur weil man alle da reinzwingt, ist es so viel grund, dagegen zu argumentieren.

    ich bin dafür, dass man diesen zwang so schnell wie möglich abschafft, denn grad z.b. in katholischen gegenden, wo es dann gaaaanz schlimm ist, “ledig schwanger” zu werden und so, kostet das bis heute viele ungeborene kinder und auch neugeborene das leben… auch heute noch… auch in deutschland ! und das alles wegen eines ideals, dass mehr heuchelei als sonstwas ist… oder eine seltene veranlagung, dann aber freiwillig und tragend und glück und freude verbreitend, nicht tödlich…

    außerdem ist monogamie für leute was, die vor eifersucht und allem angst haben, was in poly-beziehungen hochkommt. dann aber bewußt. ich kenn auch paare die offene beziehungen hatten und sich nach paar jahren wieder entschieden haben, ihre sexualität nur noch einander zu schenken, weil die vorteile der offenen beziehung für sie nicht mehr die nachteile überwogen. aber auch da: ausprobiert, sich allem gestellt, ausführlich, dann dagegen entschieden, damit glücklich und sie tun was für das sexuelle leben als paar… lassen es nicht einfach so einschlafen…

    ich frag mich – was mich persönlich angeht – ob es vielleicht lebensabschnitt-vorlieben gibt – für mich zeiten des alleinseins, zeiten der zweisamkeit und momentan sind nur die alternativen allein oder poly denkbar… zweisamkeit wäre gefängnis. aber das war schon anders und wer weiß, was ich in 10 oder 15 jahren schreibe…

    die vielfalt, die ich hier beschrieben hab, die ich miterlebt hab, sie beeindruckt mich zutiefst, weil ich daran immer weiter gelernt hab, wie tief die entscheidungen gehen und wie intensiv die prozesse sind und wie persönlich. persönlich teilhaben zu dürfen an den geschichten ist auch sehr sehr berührend…

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  2. Sabine

    Ich sehe für mich große Vorteile in der Monogamie, nämlich einem Menschen gegenüber ganz aufmachen zu können, keine Verhütung, kein safer Sex, wirklich alle Flüssigkeiten genießen, rückhaltlos, ohne Gedanken an alle sexuell übertragbaren Krankheiten (die meinem Erleben nach in der Poly-Szene irrational ausgeblendet werden).
    Kinder zeugen zu können. Mit diesem einen Menschen immer mehr in der Sexualität ausloten, innere Grenzen verschieben statt äußere.
    Die Grenze nach außen ermöglicht Öffnung nach innen in Sicherheit.

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    1. Ramos Post author

      Liebe Sabine,
      danke für Deinen Kommentar.
      Ich kann Deine Argumente/Sichtweise nachvollziehen.
      Solange die Monogamie freiwillig eingegangen wird empfinde ich sie auch als Raum der schützen kann (kenn ich aus meinen monogamen Phasen).
      Allerdings entscheiden die meisten sich nicht freiwillig für Monogamie, sondern werden dafür entschieden – weil andere Beziehungsformen gar nicht be-dacht werden.
      Sobald Monogamie aber aus Angst aufrecht erhalten wird, als Zwang, als Druckmittel … wird sie obsolet. Dann schützt sie nur noch vor demErleben der eigenen Traumatisierungen, der Verletzungen aus der Vergangenheit, wird also zur Vermeidungsstrategie.
      Letztlich kann nur offene ehrliche Kommunikation zwischen den Beziehungspartnern sicherstellen, dass sie >ganz< und mit allen ihren Anteilen in Beziehung gehen. Für manche Menschen geht das in der einen Beziehungsform leichter, für manche in der anderen. PS: Polyamorie heißt übrigens nicht(!), dass hemmungslos rumgevögelt wird, sondern dass man eine (feste) Beziehung mit mehreren Menschen hat. Das ist etwas anderes als "offene Beziehung" oder "freie Liebe". Wird gerne verwechselt 😉

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