Richtig oder Falsch ? … und was die Liebesschule dazu sagt.

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Titelbild : Dorota Dylka via Unsplash

Eines ist klar: die Liebesschule hat einiges zu sagen… <großes Smiley> besser gesagt, die an der Liebesschule Beteiligten haben einiges zu sagen. 🙂 🙂
Gegründet wurde die Liebesschule von Ramos, der damit seinem Sehnen nach mehr seelenverbindender Nähe auf Herzensebene Ausdruck verlieh. Und dazu kann er auch ne Menge sagen …
Was “Richtig” oder “Falsch” ist jedoch – kann auch er nicht sagen.

Wie also kann man der Frage nach Richtig oder Falsch auf die Spur kommen?

Das Weltbild und was daraus folgt

Die Liebesschule basiert auf einem tantrischen Weltbild. Darin gibt es die Idee, dass letztlich alles Eins ist. Jede Gegebenheit hat auch ihre Gegengegebenheit, und in der Vereinigung dieser beiden, die scheinbar Gegensätze sind, liegt die Freiheit und Erlösung. In der tantrischen Philosophie gibt es also sozusagen kein “richtig” und “falsch”, weil aus einer übergeordneten Perspektive beides immer Teil des großenGanzen ist.

Du kannst natürlich auf der individuellen Alltagsperspektive schon etwas “richtig” oder “falsch” machen, zb eine Rechenaufgabe lösen. Wenn das Ergebnis richtig ist, bedeutet das, dass Du in dem vorgegebenen System die Aufgabe richtig gelöst hast, also entsprechend der Regeln dieses Fachgebietes. Was die meisten nicht wissen, ist, dass es verschiedene Systeme der Mathematik gibt, die sich zum Teil widersprechen – und die dann bei der gleichen Rechenaufgabe (Ausgangsfrage) entsprechend andere Ergebnisse erhalten.
Um das plastisch zu machen: Stell Dir also zB zwei Gleise vor, die parallel zueinander verlaufen. Du kannst daran entlang laufen und sie werden immer den (fast) gleichen Abstand voneinander haben… es erscheint logisch, dass sie das auch in jeder beliebigen Entfernung von Deinem jetzigen Standpunkt aus so halten. Das wäre die Position einer der verschiedenen Ansätze der Geometrie (Geometrie ist ein Teilbereich der Mathematik). Nun nimmt eine andere Variante der Geometrie aber an, dass sich Parallelen im Unendlichen schneiden; also auch die beiden Gleise müssen sich dann irgendwo schneiden, sprich überkreuzen. Für mich ist das ganz praktisch unvorstellbar – aber das ist eine Regel der üblichen, für uns gewohnte Geometrie, die wir in der Schule vermittelt bekommen haben (So eine Regel heißt übrigens Axiom und ist eine der nicht-diskutierbaren Grundsätze der jeweiligen MathematikVariante, in diesem Fall der sog. “Euklidischen Geometrie” – es gibt andere Geometrien, die ohne dieses Axiom auskommen: zb die hyperbolische Geometrie und die elliptische Geometrie. In diesen Geometrien sehen die Ergebnisse auf die Frage dann anders, für uns ungewohnt aus… sind aber genauso richtig 🙂 ).

Axiome bestimmen die angenommene Wahrheit

OK, wir haben also gesehen, dass ein und dieselbe Frage in verschiedenen Systemen, also je nach Umfeld, zu unterschiedlichen Antworten führen kann. Also, eigentlich führt nicht die Frage zu unterschiedlichen Antworten, sondern die unterschiedlichen Umfeldbedingungen machen das, also die Axiome der Systeme.
Kurz gesagt: die Axiome bestimmen also, was nachher rauskommt und was dann “richtig” oder “falsch” ist.

Solche Axiome gibt es auch in anderen Bereichen unseres Lebens, zB in Form von Moralvorstellungen oder gesellschaftlichen Regeln oder auch Moden – oder Weltanschauungen.
In einigen Teilen der Welt zB ist eine Frau “wertvoller”, wenn sie füllig und gut genährt zu sein scheint – in anderen Teilen der Welt ist das genau umgekehrt. Welche Körperform ist also “richtig”?

Richtig: kann man nicht sagen. Je nachdem, mal so, mal so, und insgesamt kann man sagen: es gibt da kein richtig oder falsch. Jeder sieht so aus wie er/sie halt aussieht, die einen dünn, die anderen korpulent. Und ganz nebenbei: die Frage nach dem Wert eines Menschen ist an sich wahrscheinlich schon nicht zu entscheiden – aber vor allem nicht aufgrund seiner Körperform.

Zurück zu den Weltvorstellungen: Wenn Du es nun noch weiter fasst, wird allmählich klar, dass es keine allgemeinen Ratschläge oder Normen gibt. Und das gilt auch für die Bereiche der Liebe, der Seelenverbindung, der Aktivität und Seinsgestaltung überhaupt.
Ich war verlockt in diesen letzten Satz ein “leider” einzufügen, weil es natürlich schon verlockend ist, wenigstens ab und zu mal eine bestimmte Sache oder Ausführungsform oder Handlungsweise für die bessere zu halten – dann wäre endlich mal irgendetwas klar und festgefügt. 😉
Aber das Leben ist nun mal nicht so…

Das Tantrische Weltbild geht, wie gesagt davon aus, dass alles sich mit seinem Gegenbild vereinigen kann, mit ihm/ihr verschmelzen und dann erst sozusagen der Sinn der Welt erfüllt ist. Die Vereinigung der Gegensätze ist das Ziel im Tantra… und auch das ist natürlich sprachlich ungenau, weil es im Eigentlichen Großen Ganzen – und der Sicht über mehrere Millionen Jahre – auch keinen Grund gibt, irgendetwas überhastet abzuschließen oder einer Lösung zuzuführen oder ein Ziel zu haben.

Jedenfalls kann man nicht annehmen, dass dieses Ziel des GroßenGanzen von uns zu verstehen wäre, so aus unserer einfachen aktuellen Perspektive heraus.
Natürlich wollen wir als Menschen einen Sinn in unserem Leben finden, und oft auch eine Ursache. Im Tantra sagt man (nach Daniel Odier), dass die Menschen die Götter erfunden haben, weil sie sie brauchen. Das macht sie aber nicht weniger anbetungswürdig.
Ich persönlich zB. glaube an die Wiedergeburt und die Unsterblichkeit der Seele; also hab ich nochmal mehr einen guten Grund anzunehmen, dass man das, was man in diesem Leben nicht löst, halt in einem anderen löst – weil (wieder einer meiner Glaubenssätze): das Leben stellt uns so lange Übungsmöglichkeiten / Situationen bereit, bis wir das zu lernende verstanden und integriert haben.

Und daraus ergibt sich, dass es kein globales “richtig” oder “falsch” gibt – und dass es eine gute Idee ist, sich die beiden Möglichkeiten vorurteilsfrei anzusehen, sozusagen von einer höheren Warte aus. Von diesem Standpunkt aus kannst Du dann wahrscheinlich besser die Gründe beider Seiten, deren Vor- und Nachteile und deren Beweggründe sehen – und auch sehen, dass es bei der zugrundeliegenden Frage wahrscheinlich wieder mal nur um das ewige Spiel der Polaritäten ging, das sich auf der höheren Ebene auflösen kann.

Wie ist es mit geschützten Räumen in der Liebesschule?

Das oben Geschriebene scheint zur Beliebigkeit zu führen Denn es scheint so zu sein, dass alles egal ist, weil sich ja alles ineinander auflöst?
Prinzipiell und als grundsätzliche Richtung ist das tatsächlich so, aber es gibt ja wie gesagt die Bedingung, dass man sich immer die Umfeldbedingungen ansiehen sollte, die bestimmen, wie eine bestimmte Sache angesehen / gewertet wird… zB hilfsweise aus “höherer Warte”.

In der Liebesschule gibt es zB ein starkes Primat für empfindsame Räume. Das bedeutet, dass es im Zweifelsfall immer als “besser” angesehen wird, eine Empfindung in den Raum treten zu lassen als sie abzuschneiden. Und wenn eine Empfindung da ist, dann darf sie auch da bleiben und sich zeigen. Das ist in allen Workshops und Veranstaltungen der Liebesschule so… weil das zu Transformation führt. Und Bereitschaft / Wille zur Transformation ist eine der Grundlagen der Liebesschule.

Damit Empfindungen sich zeigen können, brauchen manche Menschen “sichere Räume”. Es ist also eine der Grundregeln der Liebesschule, dass die Veranstaltungen sichere Räume sind. Das heißt zum einen, dass da nix nach außen getratscht wird – und zum Anderen auch, dass in diesen Veranstaltungen möglichst auch nur das gemacht wird, was vorher beschrieben wurde.
Konkretes Beispiel: wenn vor einer Übung vorher gesagt wurde, dass keine körperliche Berührung stattfinden soll, dann soll auch tatsächlich keine körperliche Berührung zwischen den Teilnehmern der Übung stattfinden. Da wir alle erwachsene Menschen sind, ist dieses “soll” schon als dringende Aufforderung zu sehen. Wenn jemand sich nicht an diese Aufforderungen hält, kann es sein, dass er im Extremfall rausfliegt – und zwar, weil er sich nicht “richtig” verhält.
🙂 Und da ist es dann auch wieder, das “richtig” und falsch”.
Wie gesagt, dieses “richtig” kann man nur im ganz spezifischen Kontext erkennen und erklären.

Anmerkung: Es ist übrigens noch nie vorgekommen, dass es notwendig gewesen wäre, jemanden rauszuschmeissen. Da bin ich sehr froh 🙂